Das „Denkmal für Freiheit und Einheit” wird derzeit auf dem Schlossplatz gebaut, auf dem – nach der Rekonstruktion des ehemaligen Berliner Schlosses (1443-1950) durch das in den Jahren 2020/21 eröffnete Humboldt Forum – zwischen 1976 und 2008 das Parlamentsgebäude der DDR, der Palast der Republik, stand. Am 1. März 1951 wurde die Dorotheenstraße in Berlin Mitte in Clara-Zetkin-Straße umbenannt. Die Straße war bislang der Kurfürstin Dorothea von Brandenburg (1636–1689), der Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (Großer Kurfürst), der die Brandenburgisch-Afrikanische-Compagnie (BAC) und damit den deutschen Versklavungshandel begründete, gewidmet. Der Weißenseer Weg Die Straße hieß von 1890 bis 1976 Weißenseer Weg. Im Jahr 1976 wurde die Straße in Ho-Chi-Minh-Straße (1890-1969) umbenannt. Das „Denkmal für Freiheit und Einheit” wird derzeit auf dem Schlossplatz gebaut, auf dem – nach der Rekonstruktion des ehemaligen Berliner Schlosses (1443-1950) durch das in den Jahren 2020/21 eröffnete Humboldt Forum – zwischen 1976 und 2008 das Parlamentsgebäude der DDR, der Palast der Republik, stand.

Erinnern bedeutet, die Vergangenheit von der Gegenwart aus zu betrachten, um daraus für die Zukunft zu lernen. Im Rahmen des Beteiligungsprozesses zum Kolonialismus-Erinnerungskonzept der Stadt Berlin und unter der Leitung von Dr. Ibou Diop, würde die Frage „Welche Besonderheiten ergeben sich für die Erinnerungskultur, wenn eine Hauptstadt, ein Stadtstaat (Landesebene und Bezirke) und eine Stadt mit einer geteilten Geschichte (Ost- und Westberlin) ein solches Konzept erarbeiten möchte?“ von Antonia Naase, Barbara Lutz, Clara Westendorff, Charlotte Piepenbrock und Mathilde ter Heijne in der Arbeitsgruppe 3 diskutiert, und in ein Textbeitrag zusammengebracht. Die Serie von Foto Kollagen Orte der Erinnerung entstand parallel zu Text.

„Sucht man nach einer Antwort auf die Frage, wie ein dekoloniales Erinnerungskonzept für Kolonialismus im heutigen Berlin aussehen kann und soll, stößt man auf Widersprüchliches und Widerspenstiges. Widersprüchlich erscheint auf den ersten Blick, dass der selbsterklärte ‚Erinnerungsweltmeister‘ Deutschland mit seiner eigenen Kolonialgeschichte einen großen blinden Flecken aufweist, der dem besagten Selbstbild allerdings keinen Abbruch zu tun scheint. Widerspenstig hingegen sind die Kräfte in der Gesellschaft, die immer noch der Meinung sind, die preußische Monarchie und das Kaiserreich seien trotz Kolonialismus, Militarismus und Kriegstreiberei ehrenwerte Episoden der deutschen Geschichte, die selbstverständlich im Zentrum unkritischen deutschen Erinnerns stehen sollten. Gewissermaßen das ‚gute Deutschland‘, das dem ‚bösen Deutschland‘ (zwischen 1933-1945) vorausging und somit der Teil der Geschichte, auf den man sich nicht mit schuldbewusster Betroffenheit, sondern mit Stolz zurückbesinnt. Widerspenstig sind zudem diejenigen Kräfte, die meinen, es reiche aus, sich seiner kolonialen Vergangenheit ‚bewusst zu werden‘, um anschließend fortzufahren mit Praktiken des Sammelns, Ausstellens und Diskutierens von kolonialem Erbe, ohne Strukturen zu verändern.

Einige der Orte, die sich zum Großteil im politischen Zentrum Berlins befinden und damit eine gewisse repräsentative Funktion für die verschiedenen historisch-politischen Positionierungen und somit auch für die Erinnerungskultur der Stadt einnehmen, stellten den Ausgangspunkt für unsere Recherche in visueller und historischer Hinsicht dar. Sie geben Aufschluss über verschiedene Sicht- und Erzählweisen zur Erinnerungskultur in Berlin. Aus gegenwärtiger Perspektive zeigen die meisten ausgewählten Orte in der Stadt eine Überlagerung von prägenden, in der Regel mit einer imperialen und/oder gewaltvollen Geschichte verbundenen Ereignissen oder Zeiträumen.

Nach 1990 bis einschließlich 1995 wurden in den ehemaligen Berliner Ost-Bezirken 67 Straßen, Plätze und Brücken umbenannt. Diese Umbennungswelle wurde vom Berliner Abgeordnetenhaus geplant, um die Geschichte der DDR im Stadtbild unsichtbar zu machen. Größtenteils waren die umzubenennenden Straßen nach Personen der DDR-Geschichte oder ideologietragenden Figuren benannt. Diese sollten nach dem Mauerfall präferiert den ehemaligen „historischen“ Namen der Straßen weichen. Auch Frauen* sollten vermehrt geehrt werden, jedoch stand dieser Faktor nicht im Vordergrund. So erhielten 22 Straßen ihren historischen Namen zurück. Von diesen rückbenannten Straßen erzählen nun 13 Orte wieder die Geschichte der preußischen Monarchie und des Deutschen Kaiserreichs und damit auch indirekt von der kolonialen Unterdrückung. Verloren ging hingegen oft die Geschichte der DDR und die Ehrung des kommunistischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.“ (aus: AG 3 – Berlins geteilte Stadtgeschichte)