Fuck Patriarchy!

Gravüre von Geertruyd Roghman, ca 1652, Rijksprentenkabinet, Amsterdam Gravüre von Geertruyd Roghman, ca 1652, Rijksprentenkabinet, Amsterdam Querdurchschnitt vom Haus Rekonstruktion des Hauses von der Maler Johannes Vermeer Small Scale Model of a Home (Vermeer Studio and Kitchen), Installationsansicht Small Scale Model of a Home, Installationsansicht Small Scale Model of a Home, Installationsansicht A Woman Asleep, painting by Johannes Vermeer, 1657 Small Scale Model of a Home (Vermeer Studio), interior view Fuck Patriarchy!, video still, screen 1 Fuck Patriarchy!, video still, screen 1 Fuck Patriarchy!, video still, screen 1 Fuck Patriarchy!, video still, screen 1 Fuck Patriarchy!, video still, screen 1 Fuck Patriarchy!, video still, screen 2 Fuck Patriarchy!, video still, screen 2 Fuck Patriarchy!, video still, screen 2 Fuck Patriarchy!, video still, screen 2

Diese Videoinstallation ist situiert in den Republik der Vereinigten Niederlande des 17. Jahrhunderts und verbindet zwei verschiedene Themen: häusliche Gewalt und die Entwicklung der Mittelschicht in diesem „Goldenen Zeitalter“.

Für dieses Projekt würde Mathilde ter Heijne von Kupferstichen der heute weitgehend vergessenen niederländischen Künstlerin Geertruyd Roghman (1602-1657) und Gemälden ihres Zeitgenossen Jan Vermeer (1632-1675) inspiriert. Beide Künstler*innen zeigen in ihren Werken handwerklich arbeitende als Frau identifizierte Menschen, stellen aber dennoch zwei gegensätzliche Lebensrealitäten dar: Roghmann zeigt weibliche Personen die für ihren Lebensunterhalt arbeiten, während sich die Frauen in den Bilder von Vermeer typisch weibliche „Freizeitbeschäftigung“ widmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Gemälde von Vermeer eine erfundene oder idealisierte Realität zeigen.

Rekonstruktionen der Innenräume des Hauses Vermeer sind heutzutage online verfügbar und wurden von dem Kunsthandwerker Daan Hensens zur Anfertigung eines Modells in kleineren Maßstab von zwei der Räume aus dem Haus verwendet. In diesen beiden Räumen (dem Atelier und der Küche) würde das Video gedreht. Das Videomaterial wird von Dialogen von dem Büro Impro für improvisierten, interaktiven Theaters begleitet: Eine Theaterform, die auf dem „Theater der Unterdrückten“ basiert, das von Augusto Boal in den 1950er und 60er Jahren entwickelt wurde und impliziert, dass die Benachteiligten ihre Situation durch Proben auf der Bühne verändern können.

Die Republik der Vereinigten Niederlande (1588 bis 1795) gilt seit jeher als Bastion der Bourgeoisie und der Kolonialherrschaft. In keinem anderen europäischen Land erlangten im 17. Jahrhundert Kaufleute und Regenten aus bürgerlichen Verhältnissen so viel Reichtum, politischen und sozialen Status. Ausgeschlossen von der Erlangung von Reichtum oder Status waren zu dieser Zeit diejenigen, die von großen Handelsgesellschaften wie der VOC und der WOC ausgebeutet wurden. Weiblich identifizierten Personen hatten in der Republik per Gesetz eine schwache gesellschaftliche Stellung und galten nicht als vollwertige Personen. Die meisten Frauen waren vom Wohlwollen ihrer Ehemänner, Brüder oder Väter abhängig, und das Gesetz erlaubte weiße Männern andere Bevölkerungsgruppen gewaltsam zu „korrigieren“. Die Niederlande des 17. Jahrhunderts waren sicherlich nicht „das goldene Zeitalter“ für alle Menschen. Im Gegenteil, es war der Beginn einer neuen, streng patriarchalischen Gesellschaft, in der wir heute noch leben.


Dieses Projekt wurde gezeigt in

Any Day Now, Kunsthalle Nürnberg, 2010
Fuck Patiarchy!, Viafarini, Mailand, 2004
Kunstverein, Hannover, 2004